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16.08.2014

Beitrag von einem Freund.... Ein Autist Berichtet über seinen Hörschutz



Der Erzähl- Flo in meinem Ohr

Heute hatte ich den Termin, um den Hörschutz abzuholen, von der Akustikerin. Für 3 ½ Wochen, werde ich ihn jetzt teste.
Der Termin war anstrengend, es wurde viel dazu gesagt. Meine Betreuerin, hat mir wieder eine zusammenfassende Mail mit dem Wichtigsten geschrieben. Gut, dass sie dabei war. Aber das Gerät ist interessant, es war spannend. Aber im Kopf behalten habe ich vor allem die Dinge, die sie mir gezeigt hat auch. Und die Dinge, die ich selber habe tun sollen, dürfen.

Nach dem Termin, wir gehen auf die Straße, nun ohne den leichten Schutz von Musik-Kopfhörern. Ich verkrampfe innerlich total. In mir ist es so laut, ein Gefühl, ein Düsenjet fährt durch mir ganzen Körper und lässt eine Bombe fallen, welche explodieren tut. Alles mitten in meinem Kopf. Ich kann das Beben spüren. Meine Betreuerin aber, die habe ich wenigstens trotzdem gut hören können. Das war im ersten Moment irritierend, aber auch erleichternd, sehr. Dieses Gefühl wie sonst, das ich alleine bin, weil ich nicht richtig höre, war nicht vorhanden- nur dieser furchtbare Lärm war noch da.
Es ist ein Unterschied, ob der Ton direkt in das Ohr geht, oder durch den Raum und die Luft in das Ohr.

Die Klänge im Auto aber, waren erstmals verwirrend. Da wollte mich der Floh im Ohr sehr ärgern. Da habe ich das normale Blinken gehört, vom Blinker. Aber ich habe es auch nochmal- aber von der Lautstärke angenehmer- gehört, durch das Mikrofon. Genauso habe ich meine Stimme auch dadurch gehört. Die meiner Betreuerin klang gut und deutlich, meine aber war als würde es hallen (ich glaube so nennt man das). In meiner Wohnung, am Anfang tut es auch gewesen sein, ging dann nach einer Zeit aber weg.

Zuhause angekommen, hat meine Betreuerin mir noch kurz meinen TEAACH-Planer erklärt, denn sie mir heute mitgebracht hat. Mein Hirn ist beim erzählen von ihr, trotzdem einen Moment aus gewesen. Ich erinnere nichts, außer das ich wieder die „leere Wüste aus Luft“ in meinem Hirn gesehen habe. Ich habe auch darüber nachgedacht, weshalb ich jetzt schon wieder nicht zuhören kann. In mir tun ganz viele Prozesse losgehen dann. Die Anstrengung irgendwie zuhören und verstehen zu können. Für einige Momente war mir nichts mehr möglich.

Draußen ging es nicht. Regen macht alles noch schlimmer. Dann höre ich auch das Wasser was von den Autoreifen in tausende Teile aufgewirbelt wird und in die Luft geworfen, um dann wieder zu einem großen Tropfen in einem Wasserbecken zu landen tun.
Musik um Geräusche zu übertönen und dann noch der Bombendüsenjet.
Es war nicht auszuhalten. Ich fühlte mich, als wahre ich ständig gegen eine Mauer aus Geräuschen und irgendeinem Wiederstand. Unter einer Brücke habe ich dann halt gemacht. Habe Kopfhörer gewechselt wieder. so ist es gering minimiert, dann fährt ein langer alter rostiger schwerer dampfender Güterlastenwagen durch mir Hirn.



Wütend bin ich, weil ich verstanden tat, das was das Wort sagt: Hörschutz. Also hören genau was gesagt wird. Und schützen vor dem unnötigen Lärm drum herum der mir weh tut. Dummheit in mir. Selbst schuld bin ich wohl, wenn ich falsch verstehe. Macht mich grrr.

Also leider weiterhin Geräusche mit Geräuschen überdecken. Das ist nicht so angenehm, ich hatte gehofft meine Ohren können endlich etwas besser zur Ruhe kommen. Ich merke den Großstadtstress und Lärm auch daran, dass ich wieder wie früher öfter Ohrenschmerzen bekomme, oder einen Tinnitus.

Aber wenn ich das Gerät dann für mich bekomme (ich will auf jeden Fall ein Blaues haben, passend zur Brille), besteht die Möglichkeit einen Silikonstöpsel an meinen Ohr anpassen zu lassen, der dann die Geräusche von außen leiser macht und Zeit gleich dann die Geräusche, die in das Mikrofon gesprochen werden verstärken, wie es jetzt der Fall ist.

Dann hat sie mir noch zum ausprobieren einen Kapselhörschutz auf die Ohren gelegt. Das ist nicht die Lösung, weil ich das nicht ständig abkann. Und es ist mir auch zu auffällig. Aber es tut trotzdem gut für unterwegs sein. Und ich hole mir einen um die Zeit, bis ich mein eigenes Gerät bekomme (das kann etwas dauern, da jetzt erst mal getestet wird, dann ich zum Hals-Nasen-Ohren-Arzt noch muss und dann die Krankenkasse das letzte Wort hat) besser auszuhalten. Ich will mir nicht mehr ständig die Ohren draußen zuhalten müssen, wenn ich die schönsten Strecken zum Fahrrad fahren habe.
Ich habe einen positiven Effekt von diesem Teil erlebt, was mir erst hinterher klar wurde, was da mit mir passiert ist. Die Kopfhörer lassen mich nicht in tausende Puzzleteile zerfallen. Er sitzt sehr schön fest. Der Schutz gab ein Gefühl mir von Sicherheit und von Schutz. Es tat mich irgendwie halten. Ich glaube Beruhigen beschreibt es auch gut. Diese feste am Kopf, den ich nie berührt haben mag, der fühlte sich plötzlich gut an. Das ist eine gute Alternative für Unterwegs, statt die 4ßß Euro teure Sandweste. Meine Sanddecke kann ich nicht mit mir mitnehmen immer.

Das Mikrofon kann ich auch anschließen an den Computer, Handy, iPad, Musik-Anlage. Das ist sehr gut. So tue ich auch damit Schwedisch lernen können, was mir sehr wichtig ist. Und Hörbücher hören und endlich richtig verstehen können. In einer Lautstärke, die mich nicht die Ohren weh tut. Und so hören, dass ich nicht vor Erschöpfung dabei einschlafe. 

Meine abendliche DVD zum Abendessen war heute das erste Mal nicht so anstrengend wie das normal der Fall ist. Ohne Abendliche DVD, ohne dieses Ritual kann ich nicht essen. Es war immer sehr anstrengend, sehr anstrengend. Es musste sehr laut sein, damit ich es einigermaßen verstehen konnte, was die Schauspieler sprechen. Vieles kam trotzdem nicht in meinem Hirn an, so dass ich immer angestrengt dasaß und meine Ohren ganz angespannt und dadurch hochgezogen sind.
Ich bin erschrocken, erstaunt, irritiert, fasziniert, froh, weniger angespannt. Denn ich konnte die Lautstärke sehr weit runter stellen. Ich hatte immer die Lautstärke 85% (eigentlich 100%, doch dann sind die Schrillen laute so, wie der Gesang einer Opernsängerin, die die Glasscheiben zum zerbrechen bringen- so fühlt sich mein Hirn und Kopf dann an auch). Heute habe ich auf die Lautstärke 30% gestellt. Ich habe das Gefühl, das es mit der Gewöhnungszeit noch leiser werden könnte. Und ich verstehe plötzlich richtig. Verstehe alle Worte, kann mich besser konzentrieren darauf. Kann auf ganz andere Dinge achten und habe viele Dinge gesehen, die ich vorher gar keine Konzentration zu sehen hatte. Ich höre wunderschöne Klänge, die mir gar nicht bekannt sind (ich schaue die 5 teilige DVD-Box schon über mindestens 2 Jahre jeden Abend), welche gar nicht verarbeitet werden konnten in meinem Gehirn. Die Worte ebenso wie Töne und Klänge von Tieren, von Musik. Ein ganz neues Hörerlebnis und damit auch ein ganz neues Filmerlebnis.
Ich fühlte mich plötzlich so anwesend.

Beim Essen und auch so, habe ich gar nicht gemerkt, dass ich diese kleinen Leichten Dinger (sehen aus wie Hörgeräte, nur das eine andere Funktion damit ist) in den Ohren habe.

Ich bin gespannt, was mich noch so erwartet. Bin aber auch sehr froh, wenn ich einen Schutz gegen den Bombendüsenjet habe.

Collin-Elias







Vielen Dank Collin, dass du ein Beitrag für meinen Blog geschrieben hast....
Sehr Interessant und Großartig... wie immer 

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