Er hat diesen Bericht, extra für meinen Blog geschrieben, um seine Welt zu erklären.
Collin, Du bist ein ganz toller Mensch !
Auditive Wahrnehmungs- und Verarbeitungsstörung
Ich schrieb meiner Therapeutin in einer Email eines meiner Gedichte. Ich
will damit etwas die auditive Wahrnehmung
von mir beschreiben. Meine Therapeutin nimmt meinen Leidensdruck wahr und
ernst. Sie will mir helfen, wie es ihr möglich ist. Dafür bin ich ihr sehr
dankbar.
Sie hat mir dann, nachdem wir noch ein bisschen über meine Problematik gesprochen haben in der Therapiestunde, nach der Email mit dem Gedicht, über einen Hörschutz berichtet.
Sie hat mir dann, nachdem wir noch ein bisschen über meine Problematik gesprochen haben in der Therapiestunde, nach der Email mit dem Gedicht, über einen Hörschutz berichtet.
Wir haben uns mit einer meiner Betreuerinnen zusammen gesetzt und
besprochen, dass sie mir helfen. Sie haben sich informiert und heute hatte ich
dann einen Termin bei einer Hörgeräte Akustikerin. Davon will ich berichten,
denn zu dem Thema in Verbindung mit Autismus, habe ich nichts im Internet
gefunden. Das finde ich sehr schade.
Der Hörschutz wird nicht alle Schwierigkeiten beseitigen, da diese
einfach zum Autismus gehört. Aber es kann die Problematik die dadurch entsteht
verringern und den Leidensdruck kleiner machen. Zusätzlich wollen wir aber auch
Logopädie dazu nehmen.
An erster Stelle möchte ich mein Gedicht, welches ich meiner Therapeutin
gesendet habe hier veröffentlichen.
In meinem Gedicht-Buch steht es
so:
Es ist, als wenn in meinem Schädel das Gehirn entnommen wird. Dann Gas
darein gefüllt wird und es ein Leerer Raum ist. Ich sehe nichts darin. Nur ein
blendendes Licht von einer Seite lässt sich vernehmen. Dann kommen die ganzen
Geräusche an, in Form von Bildern. Sie fliegen im Schädel umher ohne greifbar
zu sein. Ohne sortiert zu sein. Ohne kontrollierbar zu sein. Sie knallen mit
Schmerzen von einer Stelle zur anderen im Schädel. Und die Bilder werden immer
länger. Werden zu dicken Fäden. Zu Bändern, die sich verknoten. Immer größer
werden.
Ich schaue in meinem Kopf nach Worten, die ich ablesen kann um sie auszusprechen.
Aber ich finde nichts. Kein Wort. Nicht mal ein Symbol, welches ich benennen
kann. Völlige leere im Schädel. Nichts außer einer wüste aus Luft.
Schwerste Anstrengung im nichts etwas zu finden. Lange versuchen etwas
zu erkennen. Worte sehen und ablesen können zu wollen. Sie zu bewegen um sie in
logische Sätze zu formen. Um kommunizieren zu können. Um verstanden zu werden.
Oft finde ich die Worte nicht.
Worte mal zu kennen und mal nicht. Das muss recht merkwürdig wirken. Sie
nicht zu finden, obwohl da ein gefühltes etwas in mir ist. Das wissen dass ich
ein Wort kenne, aber es nicht in mir finde. Das die Wüste aus Luft gewinnt und
mich dumm sein lässt.
Ich es Stunden später wieder finde, im großen Wörter-Wirr-War. Dann wenn
ich es nicht mehr brauche.
Collin-Elias
(15. Mai. 2014)
Heute ist Dienstag, der 22. Juli.2014
Ich hatte schon 2 Tage vorher Probleme mit meinem Kreislauf. 2 Tage
vorher hatte ich das Gefühl, als hätte ich ein Schädelschleudertraume, oder wie
es genannt wird. Meine Wirbel fühlten sich samt des ganzen oberen Rückens kaum
noch bewegbar an und wie gestaucht. Schon viele Tage vorher trat eine
unerträgliche Erschöpftheit ein, selbst wenn ich mich ausruhte, ging es nicht
weg. Ich war also schon lange vorher im verdammt großen Stress. Ich war froh,
als alles vorbei war.
8:55 Uhr
Meine zweite Betreuerin holt mich von zu Hause ab
9:10 Uhr
Wir sind angekommen am Hör- und Sehzentrum für Kinder und müssen noch
etwas warten, bis der Test beginnt. Ich hasse es, wenn sich jemand nicht an
Terminabsprachen hält. Dort war niemand außer der Akustikerin und eine Mitarbeiterin
von ihr. Für mich also Unverständlich, dass es nicht pünktlich losgeht und
stressig sowieso.
9:25 Uhr
Die Akustikerin stellt sich uns vor
Sie fragt nach meinen Schwierigkeiten. Leider war ich nur zu wenigen
Worten in der Lage, es war alles sehr laut dort für mich. Ich habe nur
berichten können, dass ich Worte überhöre. Und noch etwas, was aber nicht mehr
für mich greifbar ist. Kein Wunder, es waren zu viele Geräusche in der
Umgebung. Da passiert dann das, was ich oben im Gedicht beschreibe. Und das
auch mit meinen eigenen Gedanken und Bildern. Alles weg, alles schwarz. Da kann
ich noch so sehr vorher überlegen, was ich sage. In der Situation ist mein Hirn
eine Wüste aus Luft. Dabei habe ich so viele Probleme in so vielen Berichten.
Sie erklärt kurz, was für ein Test kommt. Sie führt uns in den Raum, in
welchem wir die nächste Zeit uns aufhalten werden. Sie macht die Tür zu und
endlich kann ich etwas Hör mäßig zur Ruhe kommen. Ich werde auf einen Drehstuhl
gesetzt. (Unfair, denn ich musste mich nun auch noch anstrengen nicht hin und
her zu drehen. Dabei musste ich mich schon anstrengen nicht zu zappeln, da ich
sonst das zappeln, aber nicht die Töne vom Test gehört hätte. Selbst mein
eigener Körper kann mir zu laut sein. Meine eigenen Bewegungen.) Sie erklärt den
Test nochmal etwas genauer. Aber erst mal hat sie nur den ersten Teil erklärt.
ich war froh, dachte ich, dass es das schon war. Wunderte mich aber auch, wie
sie damit meine Probleme herausbekommen will.
Sie stellte mir ein paar Fragen. Wann ich das letzte Mal beim Ohrenarzt
war. Und weshalb. ich berichtete von den Tubenergüssen hinter dem Trommelfell,
in der Kindheit (http://de.wikipedia.org/wiki/Paukenerguss). Und
das ich vom 3-8 Lebensjahr jährlich operiert wurde. Das ich dann Röhrchen
bekommen habe, fragte sie. Das Beantwortete ich mit ja.
Spannend ist, dass ich gestern über das nachgedacht habe, was sie dann
sagte. Das das bei meiner Ohrenerkrankung häufiger der Fall ist, das man es
dann nicht gelernt hat, die Geräusche richtig zu verarbeiten. (Ich kann mich
nur zu gut erinnern, wie erleichtert ich im Schwimmbad immer war, als ich die
Stöpsel in die Ohren bekommen habe, damit kein Wasser in die Ohren kam.
Plötzlich war die Welt so ruhig und so "friedlich".)
Erst mal schaute sie in meine Ohren. man sieht, dass mein Trommelfell
leicht vernarbt ist.
Für den Test wird mir ein Kopfhörer aufgesetzt. Meine Brille nehme ich
dafür ab, weil es an den Ohren sonst drückt. Aber es ist immer Unangenehm, wenn
ich die Brille abnehme. Der Blick ist ja so anders irgendwie. Dann muss ich
nicht nur gegen das merkwürdige Doppelsehen versuchen mit ignorieren gegen zu
kommen an, sondern auch diesen erdrückenden Blick und das Gefühl, das alles
plötzlich so weit weg ist. Mir wird davon oft leicht schwindelig. Obwohl die
Bezeichnung nicht mal passen tut.
Von nun an wurden mir die Anweisungen durch den Kopfhörer gegeben. Das
war schon angenehmer, als vorher. Denn man hört nichts, ausser ihre Stimme. Und
die eigenen Körpergeräusche noch, in meinem Fall zumindest. Es ist angenehm,
aber leider nur für eine sehr viel zu kurz begrenzte Zeit.
Test 1: ein ganz normaler Hörtest.
Bin ich ja schon aus der Kindheit "gewohnt". Angst machten mir
die Geräusche trotzdem. Diese Geräusche sind für mich sehr unangenehm. Und
gleich auf den Knopf drücken, wenn ich etwas höre, das ist eine schwere Aufgabe
für mich. Aber ich habe mich sehr angestrengt und bemüht es zu schaffen. Bei
manchen Tönen dauerte es aber trotzdem einen Moment. das hat auch mit der
Konzentration zu tun. Vorweg habe ich erst mal einen Flecken gesucht, auf den
ich schauen kann um "nichts" zu sehen. Muster vermeiden, da verliere
ich mich sonst drin und wandle da drin umher. Macht Spaß. Aber ist bei dem Test
nicht erwünscht.
Es wurde erst das rechte Ohr getestet. Anschließend das linke Ohr.
Test 2: Sprach-Hörtest.
Ich bekomme erst auf die rechte Seite Worte über den Kopfhörer
vorgesprochen. Ich soll sie nachsprechen. Wie ich das Hasse. Es hat zwar wohl
für den Test seinen Sinn. Für mich aber dennoch nicht. Also kämpfen und
versuchen zu sprechen. Meist habe ich das Gefühl zu nuscheln, oder zu lallen.
Überhaupt, es fällt mir sehr schwer den Mund zu öffnen und Töne zu bilden.
Manche Worte habe ich nicht verstanden. Aber das ist okay so, sagte die Akustikerin.
Das gleiche dann wieder auf dem linken Ohr.
Test 3: "wie lange hältst du die Geräusche aus-Test", oder wie ich
ihn nenne: Der Teufel tanzt im Ohr- mit unzähligen Dreizacken.
Wieder erst das rechte Ohr, dann das linke. Mir wurden 4 Töne pro Seite
auf das Ohr gegeben. Tiefe und Hohe. Sobald es mir zu unangenehm wurde, sollte
ich "Stopp" sagen. Schon wieder reden. Furchtbar für mich. Ich konnte
oft gar nicht so schnell reagieren. Aber meine Betreuerin hat gesagt, man hat
mir angemerkt, wenn es zu laut wurde, schon bevor ich stopp sagen konnte. Dann
bin ich zusammengezuckt. Das habe ich selber gar nicht wahrgenommen. Mir taten
nur die Ohren weh. Ich wollte gerne raus rennen und vorher mit dem Kopf gegen
die Wand hauen, die Töne rausschlagen.
Ich bin da sehr empfindlich.
Test 4: Sprach-Rausch-Test.
Die Kopfhörer wurden mir abgenommen vom Kopf. Schade eigentlich, denn
der Raum war gleich wieder so erdrückend. Ich musste mich ein Viertel nach
rechts drehen. Dort war eine Box angebracht. Aus der wurden wieder Worte
genannt.
Der Teufel saß mir aber im Nacken. Ebenfalls eine Box, aus welcher aber
ein Rauschen kam. Ich dachte ich stehe in China im schlimmsten Kreisverkehr,
ohne Verkehr system, mit viel Verkehr. Oder das Meer ist plötzlich direkt in meinem
Ohr. Es war widerlich. Mir wurde schlecht davon. Aber ich sagte nichts, ich
wollte einfach nur fertig werden mit dem Test. Und es nicht nach einer Pause noch
einmal aushalten müssen. Also von hinten Rauschen, von vorne Reden. Und dann
auch noch selber sprechen. Es kam sehr oft ein "Das habe ich nicht
verstanden." Irgendwann wurde es nur noch ein "nicht
verstanden". Ich fühlte mich wie mein Körper und Kopf in Milliarden Puzzelteile
zerfällt. Mir etwas fest um mich gedrücktes, wünschte ich mir. Die Konzentration
ging nun komplett zu Ende. Endlich war der Test vorbei. Aber ein spannendes
Muster hat das Gitter auf der Box gehabt, das muss ich doch zugeben. Ich konnte
mich darauf fixieren vom Blick, es gab mir Sicherheit.
Ich habe in meinem Leben lernen müssen die Worte zu raten, weil man sie
mir nicht wiederholt hat, oder weil ich nicht fähig war nach einer Wiederholung
zu fragen.
Das ist ein Automechanismus, der auch im Test bei wenigen Worten
passiert ist. Aber zum Glück nicht bei vielen. Ich glaube da bin ich auch froh.
Der Test ist auffällig genug...
Endlich, der Test ist zu Ende. Die Akustikerin verlässt kurz den Raum
und erklärt das Ergebnis dann meiner Betreuerin und mich. Die Tür stand wieder
offen. Meine Konzentration, vielleicht noch 10%. Das heißt, atmen, nicht
ohnmächtig werden, immer schön artig "ja" und "mbH" sagen.
Alles andere funktionierte nichtmehr. Gut, dass meine Betreuerin mit dabei ist
und für mich spricht. Das die Akustikerin und meine Betreuerin nicht durch
diese vielen Geräusche am Sprechen und zuhören gehindert werden begreife ich
nicht. Ich versuche es immer noch zu verstehen. Ich hingegen hatte wieder einen
Schädel, dessen Hirn entnommen wurde, um Gas hinein zu füllen. Formen und Worte
fliegen schmerzhaft von einer Stelle im Schädel zur anderen. Aber greifen und
verstehen kann ich weder Bilder, noch geschriebene Worte, noch irgendetwas
anderes. Ich wollte nur raus dort.
Was ich aber noch ein bisschen mitbekommen habe, ist das ich für 2
Wochen ein Hörgerät ausprobieren soll, welches ein Mikro hat, was die mit mir
kommunizierende Person dann bei sich hat. Aber das war es auch.
Im Anschluss sind meine Betreuerin und ich in den botanischen Garten der
Technischen Universität Braunschweig gefahren. Es war spannend. Dort konnte ich
wieder in mir selbst ankommen. Es war so schön und herrlich. Die Geräusche um
mich, waren nicht wirklich vorhanden. Dort war ich in einer Meditation. Ganz
von alleine. Ich hätte gerne einen Urwald in meiner Wohnung. Bäume und
Pflanzen. Jetzt weiß sie, wo sie mit mir hinfahren muss, wenn es mir ganz
schlecht geht. Es war schön dort.
Da ich vom Gespräch nicht mehr viel mitbekommen habe, welches im
Anschluss war, hat mir meine Betreuerin noch eine kurze Zusammenfassung
geschrieben.
Was heute bei deinem Hörtest rauskam:
1. Du hörst total gut!
2. Du hast extreme
Schwierigkeiten etwas zu verstehen, sobald ein Störgeräusch auftritt
Das alles wussten wir schon vorher, aber jetzt haben wir es schriftlich
und der passende Arzt kann dir dann hoffentlich was verschreiben.
Beim Arzt wird ein erneuter Hörtest stattfinden. Der ist dem von heute
dann sehr ähnlich.
Am 15.8 haben wir einen Termin bei der Akustikerin.
An diesem Tag werden wir uns eine Art Hörgerät ausleihen dürfen. Dieses
Hörgerät hat eine Art Verstärker für die Stimme deines Gesprächspartners.
Ist also noch etwas anderes als das was uns hoffentlich der Arzt für die
Zukunft verschreibt. Da du aber meistens eh nicht mit mehr als einer Person in
Kontakt trittst, hilft es dir hoffentlich schon mal bei Gesprächen mit
Betreuerin Nr. 1, Therapeutin oder mir.
Wir leihen uns das Gerät zum TESTEN aus! Solltest du Schwierigkeiten
wegen des möglichen Geräusches der Stromquelle (ich höre auch die Stromquellen,
ich muss mir die Ohren zuhalten, wenn ich etwas lesen möchte, damit es besser
in meinem Gehirn ankommen kann) haben, haben wir noch lange nicht verloren. Wir
können dann nur einfach ein Hilfsmittel ausschließen, welches nicht das
richtige für dich ist. Dann suchen wir weiter nach etwas passendem.
Ich werde dann gerne Berichten, wie es mit diesem Hörgerät ist.
Collin-Elias
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